Ein lauter Knall — ein Schreck — oder eine kleine Sekunde der Unachtsamkeit, die Gründe, weshalb Hunde entlaufen, sind vielfältig.

Aber alle Fälle haben immer eines gemeinsam, sie sind für Hund wie Besitzer gleichermaßen eine absolute Ausnahmesituation. Ebenso wie der Grund und die Umstände verschieden sind, ist auch jede Hundesicherung anders und es gibt nicht den einen richtigen Weg der grundsätzlich gleichermaßen zum Ziel führt — nein, es ist eher ein Prozess, der immer wieder neu an die Gegebenheiten und Situationen angepasst werden muss. So ist dieser kleine Leitfaden als Anhaltspunkt zu verstehen, er soll darüber aufklären, was sich in vielen Fällen als richtig erwiesen hat und welche Instrumente Ihnen jetzt zur Verfügung stehen. Es ist ratsam möglichst früh erfahrene Helfer mit ins Boot zu nehmen, die sich mit Hundesicherung auskennen, denn für Sie ist es meist das erste Mal und es fällt schwer einen kühlen Kopf zu bewahren.

WAS TUN?

SOFORT

§1 RUHE BEWAHREN

Auch wenn es in dieser Situation noch so schwer fällt, gehen Sie strukturiert und besonnen vor und tun Sie nichts unüberlegtes.

INFORMIEREN SIE

  • Tasso (Tel. 06190-937300)
  • Polizei, Ordnungsamt, Förster und Jäger
  • Tierheime und Tierärzte im Umkreis

Wichtig: Überall Ihre Rückrufnummer für Sichtungen hinterlassen.

AM ENTLAUFORT BLEIBEN

Die meisten Hunde kommen innerhalb von 1-2 Tagen an den Entlaufort zurück, bleiben Sie deshalb so lange wie möglich an dieser Stelle. Am Entlaufort sollten Sie eine Futterstelle einrichten (s.1.0) und ein getra-genes Kleidungsstück einer Bezugsperson, sowie einen nach dem Hund riechenden Gegenstand (Decke, Spielzeug) platzieren.

Das Zuhause sollte zusätzlich immer zugänglich sein und die Tür rund um die Uhr offen stehen. Auch hier muss immer jemand anwesend sein und eine Futterstelle eingerichtet werden (s.1.0).Hunde können problemlos weite Distanzen nach Hause zurücklegen.

DANACH

DIE ÖFFENTLICHKEIT INFORMIEREN

Sichtungen sind das A&O in jeder Hundesicherung. Daher ist es wichtig, die Öffentlichkeit zu informieren. Einfach und schnell geht dies über die sozialen Medien (s.2.1). Zusätzlich sollten weiträumig um den Entlaufort herum Flyer verteilt und aufgehängt werden (s.2.0).

Tipp: Nehmen Sie sich möglichst früh erfahrene Hilfe mit ins Boot und bitten Sie Freunde und Bekannte beim Flyern zu unterstützen.

GERUCHSTRÄGER

Verpacken Sie eine Decke oder Haare Ihres Hundes in einer Tüte und verschließen Sie diese luftdicht für einen späteren Suchtrail (s.3.0).

SIE ERHALTEN SICHTUNGEN

Ruhe bewahren und folgende Punkte abfragen:
• Name und Telefonnummer des Anrufers für spätere Rückfragen
• WO (genaue Stelle und die Laufrichtung)
• WANN
• WIE sah der Hund aus, besondere Merkmale (Halsband, Leine usw.) wichtig, um Verwechslungen mit anderen Hunden zu vermeiden!
Danach sollten Sie an diesem Ort eine Futterstelle einrichten (s.1.0).

Tipp: Legen Sie eine Liste mit Fragen neben das Telefon und notieren Sie alle Sichtungen genau, auch zum Erstellen einer Laufkarte.

IMMER

KEINE AKTIVE SUCHE UND SUCHTRUPPS

Das aktive Suchen führt fast immer dazu, dass ein entlaufener Hund weiter getrieben wird und sich in riskante Situationen begibt.
Dadurch wird die Sicherung zusätzlich erschwert.
Ein entlaufener Hund ist stark verunsichert, da er sein Rudel verloren hat. Er ist verängstigt und jetzt auf sich alleine gestellt, was ihn in einer Art von Überlebensinstinkt handeln lässt (ähnlich eines Wildtieres). Daher nimmt er suchende Menschen als Verfolger und Jäger wahr. Bilden Sie auf keinen Fall Suchtrupps und rufen Sie nicht nach Ihrem Hund.

ANGSTHUND ODER NICHT?

Nicht jeder Hund ist ein Angsthund und die Bindung zwischen Tier und Besitzer spielt jetzt eine entscheidende Rolle. Nach etwa 48 Stunden beginnen Hunde, instinktiv zu handeln, so kann es sein, dass diese nicht einmal mehr den eigenen Besitzer erkennen und auch der zutraulichste Hund zu einem ängstlichen Hund wird.
Die Chancen ihn nun noch von Hand zu sichern, werden zunehmend geringer und es sollte eine Sicherung mit einer Lebendfalle in Erwägung gezogen werden (s.3.1).

Tipp: Ein Bezugshund kann unter Umständen hilfreich sein (s.1.2).

WENN SIE AUF IHREN HUND TREFFEN

Sollte Ihr Hund von sich aus auf Sie zukommen, heißt es Ruhe bewahren.
Setzen oder knien Sie sich auf den Boden, da Sie so für den Hund nicht groß und bedrohlich wirken. Legen Sie ein Leckerlie vor sich und ignorieren Sie Ihren Hund. Schauen Sie ihn nicht direkt an, sondern beobachten Sie ihn lediglich aus dem Augenwinkel. Reden Sie leise mit sich selbst und lassen Sie dabei seinen Namen ruhig mit einfließen.

Greifen Sie erst vorsichtig nach ihm, wenn Sie zu 100% sicher sind und sein Vertrauen haben. Hat er kein Halsband etc. an, empfiehlt sich zum Beispiel eine Retrieverleine, die Sie vorsichtig um seinen Hals legen können. Aber bitte nur, wenn die Situation eindeutig entspannt ist. Wenn nicht, lassen Sie ihn zunächst unbedingt wieder gehen.

Sollte er in einem geschlossenen Raum zu Ihnen kommen, schließen Sie zuerst vorsichtig die Tür und gehen Sie erst dann auf ihn zu.

MIT LEINE ENTLAUFEN

Ist Ihr Hund mit Leine entlaufen und gibt es nach 1-2 Tagen keine Sichtung, sollten Sie einen Pettrailer (s.3.0) kontaktieren, da man damit rechnen muss, dass dieser festhängen könnte.
Eine aktive Suche ist in diesem Fall angebracht. Gehen Sie äußerst besonnen vor, für den Fall, dass der Hund dennoch mobil ist.

1.0 FUTTERSTELLE ANLEGEN

Legen Sie gut duftendes Futter z.B. Frikadelle, Wurst etc. an eine geschützte Stelle. Es sollte sich um ein Festmahl für den Hund handeln (Kein Nass- oder Trockenfutter). Eine Wildkamera ist perfekt zur Überwachung.
Ziehen Sie großzügig von allen Richtungen, aus der er kommen könnte, Spuren aus Leberwurstwasser zur Futterstelle (s.1.1).
Die Futterstelle möglichst zügig einrichten und sich wieder entfernen.

Am Zuhause sollten Sie eine kleine Menge Futter vor die Tür legen (damit er sich da nicht satt frisst) und mit kleinen Futterhappen zusätzlich eine Spur bis ins Haus legen.

An Sichtungsstellen sollte wenn möglich immer eine Futterstelle eingerichtet werden. Ziel ist es, den Hund an diese Stelle zu binden um ihn dort später mit einer Lebendfalle sichern zu können (s.3.1).

Wichtig: Ein Hinweiszettel, dass es sich um eine Futterstelle für einen entlaufenen Hund handelt verhindert, dass sich andere Tierbesitzer Sorgen machen. (evt. Genehmigung für diese Futterstelle einholen.)

HUND ENTLAUFEN! Futterstelle einrichten

1.1 REZEPT LEBERWURSTWASSER

Handelsübliche feine Leberwurst mit etwas Wasser in einem Mixer pürrieren und in mehrere Plastikflaschen füllen. Diese mit weiterem Wasser auffüllen.
Das Mischungsverhältnis sollte etwa 100g Leberwurst pro 1 Liter Wasser entsprechen. Stechen Sie in einen Flaschendeckel ein Loch von etwa 3-4 mm, aus der Sie das Leberwurstwasser dann in einer durchgehenden Duftspur auf dem Boden verteilen können. (Duftspuren immer in Richtungen ziehen, in die auch der Hund laufen soll.)

Tipp: Bitte bedenken Sie alles rechtzeitig einzukaufen, um auch an Sonn- und Feiertagen jederzeit reagieren zu können.

HUND ENTLAUFEN! Futter und Leberwurstwasser

1.2 BEZUGSHUND

Sollte es einen anderen Hund geben, zu dem Ihrer einen besonderen Bezug hat, kann in Erwägung gezogen werden, mit diesem am Entlaufort zu laufen, um eine Art lebende Duftspur Richtung Futterstelle zu legen, oder ihn gar direkt anzulocken. Aber auch hier sollte sehr besonnen vorgegangen werden.

1.2 BEZUGSHUND

Sollte es einen anderen Hund geben, zu dem Ihrer einen besonderen Bezug hat, kann in Erwägung gezogen werden, mit diesem am Entlaufort zu laufen, um eine Art lebende Duftspur Richtung Futterstelle zu legen, oder ihn gar direkt anzulocken. Aber auch hier sollte sehr besonnen vorgegangen werden.

HUND ENTLAUFEN! Zuhause zugänglich machen

2.0 FLYER ERSTELLEN

Auf einem Flyer sollten sich 2-3 aussagekräftige Bilder Ihres Hundes befinden (Hund sollte auch stehend zu sehen sein.) Zudem sollten zwei immer erreichbare Telefonnummern und Angaben wie: Name, Größe, Rasse und der Entlaufort darauf stehen (genaue Stelle nicht angeben!)

Da die Hunde in dieser Situation fast immer verängstigt sind, sollten Sie darauf hinweisen, dass nur Sichtungen gemeldet und keine aktiven Einfangversuche unternommen werden. Der Flyer sollte farbig ausgedruckt und mit einer Folie vor Feuchtigkeit geschützt werden.

Flyern Sie an stark frequentierten Stellen wie z.B. Supermärkte, Bushaltestellen, Schulen, Parkplätze, Feldwege usw. (Faustregel: Im Radius von 15km etwa 150 Flyer aufhängen.)
Zusätzlich sind Handzettel, die Sie Passanten geben können, eine Hilfe.

2.1 FACEBOOK UND ANDERE SOZIALE MEDIEN

Erstellen Sie auch hier einen Suchaufruf oder stellen Sie den Flyer ein.
Wichtig ist, dass Sie nur einen zentralen und öffentlichen Post erstellen, den Sie auch, falls nötig, später ergänzen können. Teilen Sie diesen in diverse Gruppen.

Wichtig: Bitte niemals Sichtungen einstellen, um die aktive Suche zu vermeiden. Aus diesem Grund sollte auch darauf hingewiesen werden, dass Sichtungen nur als persönliche Nachricht überbracht werden sollen.
Behalten Sie den Post im Auge, falls dennoch wichtige Hinweise darunter gepostet werden. Beauftragen Sie gegenenfalls einen Helfer dies für Sie zu überwachen.

PROFESSIONELLE HILFE

3.0 PETTRAILER / SUCHHUND

Für die Tiersuche gibt es eigens ausgebildete Suchhunde, diese sind nicht mit Spürhunden für Menschen oder für die Jagd zu verwechseln. Man setzt sie möglichst früh ein, bei Welpen, alten oder kranken Hunden, oder wenn davon ausgegangen werden muss, dass ein Hund mit einer Leine festhängen könnte.

Bei mobilen Hunden werden sie vorerst nicht eingesetzt, da sie den Hund auch weitertreiben können. Sollte es allerdings mehrere Tage in Folge keine Sichtung Ihres Hundes geben, kann auch ein Suchhund eingesetzt werden. Daher sollten Sie gleich zu Beginn einen Geruchsträger, wie Haare, eine Hundedecke etc. luftdicht verschlossen aufbewahren, damit dieser jederzeit zur Verfügung steht.

3.1 SICHERUNG IN EINER LEBENDFALLE

Dies sollte auf jeden Fall nur von erfahrenen Helfern vorgenommen werden und dient an dieser Stelle nur dazu, diese Möglichkeit vorzustellen.
Bitte hier keine eigenen Versuche starten. Sollte solch eine Sicherung schief gehen, wird es danach fast unmöglich sein, ein Hund ein zweites Mal auf diesem Wege zu sichern. Eine Lebendfalle ist ein großer Käfig, in welchen dann eine zuvor erfolgreich angenommene Futterstelle verlegt wird. Nach einer mechanischen oder elektrischen Auslösung fällt die Tür automatisch zu, sobald der Hund sicher darin ist.

Solche Fallen sollten immer mit Livekameras und Fallenmelder überwacht werden. Die Falle wird mit dem Hund in einen geschlossenen Raum transportiert wo er gesichert aus der Falle entlassen werden kann.